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Literatur und Transnationalität

Der 13. Studierendenkongress der Komparatistik (SKK) wird vom 04. bis 06. Mai 2023 an der Universität Bremen stattfinden. Er soll einen Rahmen für deutsch- und englischsprachige Bachelor- und Master-Studierende sowie Promovierende bieten, die in der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft ihren Studiums-, Forschungs- oder Interessensschwerpunkt haben. Wie auch die vergangenen Kongresse, setzen wir uns zum Ziel, themenspezifische Untersuchungen der Literaturwissenschaft zu bündeln und sie miteinander in Austausch zu bringen. Nach den Themen ‚Freiheit‘, ‚Mythos‘, ‚Gewalt‘, ‚Wahnsinn‘, ‚Sexualität‘, ‚Traum‘, ‚Arbeit‘, ‚Ritual‘, ‚Transfer‘, ‚das Böse‘, ‚Europa‘ und ,Zukunft’ widmet sich der diesjährige Kongress dem Spannungsfeld ‚Literatur und Transnationalität’.

Globalisierungsprozesse in jeglicher Form gehen an uns als Literaturwissenschaftler*innen nicht spurlos vorbei. Spätestens seitdem der Begriff des transnational turns Einzug in die literaturwissenschaftliche Forschungsliteratur erhalten hat, wurde deutlich, dass sich die Konzeption der Globalisierung nicht auf rein ökonomische und geopolitische Bewegungen über Landesgrenzen hinweg reduzieren lässt. Dementsprechend verstehen wir Literatur von vornherein nicht unter dem Bezugsrahmen der Nation, sondern als immer schon grenzüberschreitendes Phänomen. Der US-amerikanische Literaturwissenschaftler Paul L. Jay schreibt dazu in seiner Studie Global Matters: The Transnational Turn in Literary Studies: „Wir können wirtschaftliche Waren nicht sauber von kulturellen trennen; wenn Waren reisen, dann reist auch die Kultur, und wenn die Kultur reist, dann reisen auch Waren“ (2010, 3). Wie sind nun die daraus resultierenden Konstellationen für uns als Literaturwissenschaftler*innen zu greifen?

Die Transnationale Literaturwissenschaft bezieht sich unweigerlich auf den Begriff der Nation. Hierbei ist es wichtig, die Nation, wie der Politikwissenschaftler Benedict Anderson 1983 postuliert hat, als imagined community, als Diskurs, zu verstehen. Die Idee der Nation war seit den Anfängen der Literaturwissenschaft als Literaturgeschichtsschreibung im Laufe des 19. Jahrhunderts eng verknüpft mit der Literatur. Kultur war in diesem Sinne Medium der Konstruktion, jedoch auch der Kritik nationaler Mythen. Ein paradigmatisches Beispiel dieses Verhältnisses lässt sich in der Entwicklung von Märchenstoffen erkennen. So lässt sich Literatur einerseits als direkte Bezugnahme auf politische Zustände und Prozesse sehen, andererseits als eine grenzüberschreitende (im Sinne von nationaler Grenzen überquerende) Bewegung aus dem arabischsprachigen Raum über Italien, Frankreich und Deutschland. Die Forschung vor dem Hintergrund des Transnationalen begrenzt sich jedoch nicht nur auf Genre-Fragen dieser Art, sondern eröffnet ebenso neue Perspektiven auf einzelne Werke, deren Produktions- und Rezeptionsprozesse, Schriftsteller*innen und literarische Figuren. Transnationale Forschungsfelder orientieren sich dabei, wie oben veranschaulicht, an Konzepten von Raum, Grenze(n) und Grenzüberschreitung, Postkolonialität, Migration und Hybridisierung, Diaspora, Zentrum und Peripherie. Aber auch Mehrsprachigkeit zeugt von Spuren des Transnationalen und ermöglicht Analysen, die sich mit eben jener Grenzüberschreitung beschäftigen.

Im Rahmen des Masterstudiengangs der Transnationalen Literaturwissenschaft beschäftigen sich an der Universität Bremen Studierende intensiv mit Bewegungen des Transnationalen und deren Verknüpfung mit komparatistischen Vorgehensweisen. Die drei primären Gegenstandsfelder unterteilen sich in Literatur, Film und Theater. Mit Blick auf die möglichen Forschungsgegenstände Eurer Beiträge, ist es uns jedoch wichtig zu betonen, dass wir Texträume wie Social Media bzw. das Internet ebenso als genuin transnationale Phänomene wahrnehmen, wie auch Comics oder experimentelle Lyrikformen.

Als thematischen Überbau des Studierendenkongresses der Komparatistik ist es uns somit ein Anliegen, unter dem Begriff des Transnationalen verschiedene Perspektiven der Literaturwissenschaft zu vereinen. Wir sehen die Fluidität und die inhärente Interdisziplinarität des Begriffs als eine Chance, unterschiedlichste wissenschaftliche Ansätze und Themenfelder miteinander in fruchtbaren Austausch zu setzen und uns gemeinsam dem Begriff des Transnationalen in der Literaturwissenschaft zu nähern. Zur weiterführenden

Auseinandersetzung mit dem Themenfeld bietet zum Beispiel das Handbuch Literatur & Transnationalität (2019) einen umfassenden und detaillierten Überblick über den derzeitigen Stand der Forschung.

Eure Fragestellungen könnten sich mit folgenden Bereichen beschäftigen:

  • Wie aktuell ist der Begriff der Nation im 21. Jahrhundert?
  • Wie ist Identität unter dem Begriff des Transnationalen zu verstehen?
  • Wie hängen Geschlecht und (Trans)Nationalität zusammen?
  • Was sind Formen des transnationalen Schreibens?
  • Wie schlagen sich Globalisierungsprozesse in kultureller Textur nieder?
  • Was ist eine transnationale Figur?
  • Wie steht die Transnationalität im Verhältnis zu Konzepten wie Weltliteratur oder Global Literatures? Gibt es die transnationale Literatur?
  • Reproduziert das Konzept der Transnationalität eurozentristische Vorstellungen oder unterläuft sie diese?
  • Wie hängen Transnationalität und Postmoderne zusammen?
  • Welche Rolle spielen Übersetzungen und Übersetzungsarbeit?
  • Welche literarischen Räume lassen sich als transnational verstehen?
  • Sind postkoloniale Texte inhärent transnational?

    Wer Interesse hat, am Kongress teilzunehmen, kann sich folgendermaßen beteiligen:

    1. Vortrag: 20 Minuten Redezeit mit anschließender 10-minütiger Diskussion
    2. Interaktiver Workshop: 45 Minuten

    Bewerber:innen senden bitte bis zum 31.12.2022 Folgendes an skk@uni-bremen.de:

    vorläufiger Titel des Beitrags
    ein ca. 300 Wörter umfassendes Abstract mit Auswahlbibliographie
    Kurzvorstellung deiner Person [sowie eventuell bisherige Forschung/ Publikationen]

    Übernachtungskosten können teilweise übernommen werden, es werden auch Informationen über private Übernachtungsmöglichkeiten angeboten. Personen, die finanzielle Unterstützung benötigen, wenden sich bitte an das Team des SKK. Unter www.skk2023.uni-bremen.de findet Ihr Informationen zum Rahmenprogramm und zum Ablauf. Für Rückfragen stehen wir unter der oben angegebenen E-Mail-Adresse gerne zur Verfügung.